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Götz Warnke

Wolfgang Moré 1938 – 2024

Wolfgang Moré am häuslichen Arbeitsplatz, Gemälde: Sturmhild Moré

Ein Nachruf von Götz Warnke

Wer bei der DGS auf Bundesebene aktiv war, kannte ihn seit vielen Jahren als engagierten und kompetenten Solarexperten: Professor Dr. Wolfgang Moré. Aber auch in seiner Heimat Hamburg und Umgebung war er stets präsent, wenn es um seine Anliegen Energiewende und Klimaschutz ging – wach, ausdauernd, und notfalls auch streitbar. Er war ein Wissenschaftler, der auch Jahrzehnte nach seiner Emeritierung nicht von seinem Lebensthema Solarisierung der Gesellschaft los lies.

Dabei war ihm die Solartechnik wahrlich nicht in die Wiege gelegt: Er wurde als ältester Sohn eines Zahnarztes und einer Sekretärin am 8. Juni 1938 geboren, und zwar in der Harzer Bergwerkstadt St. Andreasberg, wo der technisch Interessierte traditionell eher nach unten als gen Himmel schaut. Nach dem Abitur in Osterode/Harz absolvierte Wolfgang More´ somit Praktika bei dem Ventilatorenhersteller Albin Sprenger KG in St. Andreasberg und in der Königshütte in Bad Lauterberg, um anschließend an der TH Braunschweig (erst ab 1968 TU) bis zum Vordiplom Elektrotechnik zu studieren.

An der Technischen Universität Berlin setzte er sein Studium in den Fächern Elektrotechnik und – in der ersten Hälfte der 1960er Jahre eine unbestrittene Zukunftstechnik – in der Kerntechnik fort, und schloss es mit dem Diplomingenieur ab. 1966 trat er in die Entwicklungsabteilung der AEG in Berlin ein, um dort an der Mess- und Regelungstechnik von elektrischen Antrieben im Industriebereich zu arbeiten.

In Berlin hatte er auch seine Frau Sturmhild kennen gelernt, die sich neben ihrem Beruf Lehrerin als Kunstmalerin profilierte – und somit kreativ war wie auch er selbst, nur auf einem anderen Gebiet. 1966 heiratete das Paar. 1968 zogen sie nach Darmstadt, wo er eine Doktorandenstelle/Assistenz an der TH (heute TU Darmstadt) erhielt. 1978 wurde er dort bei Prof. Dr. Egon Christian Andresen (1928-2010) im Fach Elektrotechnik mit einer Arbeit über einen umrichtergesteuerten Asynchron-Linearantrieb für Magnetschwebebahnen promoviert. Wie schon bei der Kerntechnik so zeigte More´ auch bezüglich der Magnetschwebetechnik sein Interesse an neuen, nach damaligen Maßstäben zukunftsweisenden Technologien.

Zurück ging es zur AEG, diesmal nach Seligenstadt als Ingenieur in der Entwicklungsabteilung für Prozessrechner und Automatisierung. 1980 erhielt er einen Ruf an die Fachhochschule Hamburg (heute Hochschule für Angewandte Wissenschaften/HAW) als Professor für Elektrische Antriebstechnik – später auch für Solartechnik –, und zog mit seiner Familie nach Wohltorf an den östlichen Rand der Metropole.

Während seiner Zeit als Professor bildete er nicht nur viele Studierende in Hamburg aus, sondern war zwischendurch auch lehrend an der Madonna-Universität in Elele/Nigeria tätig. Außerhalb der Universität wurde Wolfgang Morés universitäre Arbeit u.a. sichtbar durch einen Solar-Rennwagen für die Tour de Sol in der Schweiz sowie die PV-Schime auf der Bibliotheksterrasse der HAW, die auf seinen besonderen Einsatz zurück gehen. Gerade mit letzteren adaptierte Moré die Idee von Prof. Goetzberger, Solarflächen mit einem Doppelnutzen zu versehen, lange bevor das mit der Agri-PV populär wurde.

Weniger sichtbar war die unermüdliche Forschungsarbeit von Wolfgang Moré, die auch noch in den Jahrzehnten nach seiner Emeritierung andauerte und sich u.a. in mannigfaltigen Patenten etc. (siehe unten) niederschlug.

Über den universitären Rahmen hinaus engagierte er sich viele Jahre ehrenamtlich in der DGS und war Vorsitzender der Sektion Hamburg. Vor 10 Jahren fragte er mich, ob ich sein Stellvertreter werden wollte. Wenige Jahre später tauschten wir auf seinen Vorschlag hin die Positionen. Doch wer nun geglaubt hatte, er würde sich zur Ruhe setzen, irrte gewaltig: Er führte seine Arbeiten zur Solartechnik fort, und schraubte noch mit über 80 Jahren Solaranlagen auf seine Dächer und die seiner Familie, dass einem Angst und Bange werden konnte. Sein besonderes Forschungsinteresse in den letzten Jahren galt der PVT, weil sich auch hier Flächen doppelt nutzen lassen. „Vergesst nicht, dass PVT die effizienteste Solartechnik ist“ war ein oft gehörter Satz von ihm.

Am Nachmittag des 23. Mai rief er mich an, erzählte mir von der Schwere seiner Erkrankung, und sagte, dass er für die kommende Amtsperiode als stellvertretender Sektionsvorsitzender nicht mehr zur Verfügung stehen könnte. Pflichtbewusst, wie er war, erschien er noch im Juni zur Online-Jahreshauptversammlung der Sektion und übernahm dort, weil sich ansonsten niemand finden ließ, das Mandat eines (Online-)Ersatzdelegierten für die Delegiertenversammlung der DGS Anfang Juli.

In den letzten Lebensmonaten galt seine besondere Aufmerksamkeit seiner geliebten Familie und dem Fortbestand der Sammlung in der Solargalerie Wohltorf, die die Kunstwerke seiner Frau und seiner Tochter Margret zu Themen um Bedeutung der solaren Energienutzung für eine erhaltenswerte Natur beinhaltete. Diese Sammlung wird nun im Rahmen der Stiftung Kunstmuseum Moré in Elsterwerda fortbestehen.

Wolfgang Moré verstarb am 9. August 2024. Die Anteilnahme des Präsidiums der DGS und der Sektion Hamburg Schleswig-Holstein gilt seiner Frau, seinen drei Kindern, sieben Enkeln und der Urenkelin.

Erfindungen:

  • DE P 33 43 463.8: Treppengängiger Rollstuhl
  • DE 20 2007 011 116.9: Sammler für Solarkollektoren mit Vakuumröhren
  • DE 20 2014 004 801.0: Solarmodul mit besonderer Ausbildung der Ränder
  • DE 10 2020 002 895.0: PVT-Solarkollektor für ganzjährige Gewinnung von Strom und Wärme