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Jörg Sutter

Wenig transparente Batteriespeicher

Verschiedene Heimspeicher auf einem Messestand der Intersolar 2023. Foto: Sutter

Eine Zusammenfassung von Jörg Sutter

Batteriespeicher erfreuen sich weiterhin hoher Beliebtheit: Inzwischen sind über 1,1 Mio. Batteriespeichersysteme in Deutschland im Einsatz, allein die Hälfte davon wurde 2023 installiert.  Wie in den vergangenen Jahren hat sich die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) aus Berlin diesen Bereich wieder genau angeschaut und berichtet in der neu erschienenen „Speicherinspektion 2024“ darüber. Im vergangenen Jahr hatten wir über die damaligen Ergebnisse ebenfalls in den DGS-News berichtet.

Am Anfang der 55 Seiten steht eine frustrierende Aussage: Der ganze Bericht und die Untersuchungen dahinter wären unnötig, wenn die Speicherhersteller ihre Systeme transparent darstellen würden. Denn es ist wichtig, die genauen Systemeigenschaften zu kennen, um ein Speichersystem optimal planen und auslegen zu können. Und schon bei der Wirkungsgradangabe glänzen einige Anbieter mit fehlenden Zahlen oder mit blumigen Umschreibungen, die keinen Vergleich der Geräte zulassen. Und schlimmer: Es wird noch immer ein Speichersystem verkauft, dessen nutzbare Speicherkapazität im Test 19% (!) unter der offiziellen Datenblattangabe liegt.

Speicherinspektion 2024 (Titelseite); Quelle: HTW Berlin

Wenig Interesse der Hersteller
Und gleich der nächste Frust: Etwa 90 Hersteller sind auf dem deutschen Markt aktuell aktiv, nur 40 haben Interesse an einer Studienbeteiligung gezeigt, gerade mal zwölf haben Tests ihrer Systeme unabhängig durchführen lassen und eingereicht. Zwar wurden tatsächlich mehr als dieses Dutzend Systeme neutral vermessen, doch einige Anbieter halten diese Testergebnisse unter Verschluss. Transparenz sieht anders aus. Und das ausgerechnet in einer Branche, die auf Glaubwürdigkeit angewiesen ist. Nicht zuletzt, weil die Geheimniskrämerei bei vielen Kunden zu Frust geführt hat – oft gab es vollmundige Versprechungen, die letztendlich nicht erfüllt wurden.

Zwei häufig verkaufte Speichersysteme hat die HTW gemeinsam mit dem Karlsruher KIT unabhängig eingekauft und ohne Wissen der Hersteller vermessen. Die Ergebnisse hier sind bedrückend: In Energieeffizienzklassen einsortiert, landen diese Geräte in den Klassen „D“ und „G“ – die beste Klasse wäre „A“. Herauszuheben sind dagegen Anbieter wie SMA, Kostal, sonnen und Solarwatt: Diese Anbieter haben sich selbst verpflichtet, die ermittelten Daten auch in ihre Datenblätter zu übernehmen.

Ein Fokus bei der Inspektion in diesem Jahr wurde wegen vermehrter Beschwerden wegen deutlich geringerer Wirkungsgrade der Speichersysteme auf den Betrieb bei Nacht gelegt, wo für den Standby-Betrieb der Haushaltsgeräte typischerweise nur rund 100 bis 300 Watt verbraucht werden. Das Speichersystem arbeitet hier also bei weitem nicht bei Nennleistung, sondern weit darunter – mit entsprechend großen Einbußen beim Wirkungsgrad und der Effizienz. Das zeigt sich recht schön bei dem folgenden, grafisch aufbereiteten für Hybrid-Wechselrichter. Der weist ein gravierendes Manko bei nur geringem Stromverbrauch auf: Während das beste System 86 % Wirkungsgrad bei 100 Watt Leistungsabgabe zeigt, erreicht das schlechteste gerade einmal 54 %.

Unterschiede bei Wechselrichter-Wirkungsgraden (Grafik). Quelle: HTW Berlin

Doch auch bei anderen Kennwerten gibt es über den Durchschnitt der getesteten Geräte keine Verbesserungen: Die Spanne beispielsweise beim Standby-Verbrauch ist gewaltig: Er liegt beim besten Gerät bei nur 2 Watt, beim schlechtesten bei 64 (!) Watt. Letzteres Gerät verbraucht also als Batteriespeicher viel Strom selbst – was ja nicht im Sinne des Erfinders ist. Und: Auf dessen Datenblatt ist ein Standby-Verbrauch angegeben – jedoch nur ein Zehntel des Realwertes. Die besten Batterien können mit Wirkungsgraden von 97,8 Prozent glänzen – andere Anbieter schaffen nur 87,9 Prozent.

Der reale Einsatz

Im Kapitel 4 der Speicherinspektion wird eine Untersuchung ausgewertet, die 100 reale Speichersysteme betrachtet und der Fragestellung folgt: Welche Strombezugs-Ersparnis wurde im Betrieb mit echten Stromspeichern erreicht? Das Ergebnis in Kürze: Während ohne PV und Speicher im Schnitt rund 4.900 kWh pro Jahr in den Häusern verbraucht wurden, sinkt dieser Wert durch die PV-Anlage auf 2.900 kWh pro Jahr, rund 2.000 kWh Netzbezug werden eingespart. Wird noch ein Speicher dazu gebaut, vermindert sich der Strombezug auf nur noch 1.500 kWh, eine Autarkie von 70% wird im Mittel der 100 untersuchten Anlagen erreicht.

Das Fazit der Inspektion
Die Speicherinspektion 2024 stellt wieder in hervorragend aufbereiteter Form die aktuelle Entwicklung bei den Batteriespeichern dar, sie ist die Lektüre auf alle Fälle wert. Bedrückend jedoch: Noch immer herrscht auf dem Speichermarkt keine Transparenz. Und: korrekte Daten auf Datenblättern sind oftmals die Ausnahme. Hallo? Wir schreiben das Jahr 2024 und die Speicherbranche ist den Kinderschuhen entwachsen. Hier muss professioneller gearbeitet werden, und zwar ganz schnell!

Download-Link
Die „Speicherinspektion 2024“ gibt es zum kostenlosen Download auf der Website der HTW.