
Ein Bericht von Götz Warnke
Meine Frau und ich wollen unsere 2004 erbauten Doppelhaushälfte ohne Fußbodenheizung von einer Gasbrennwerttherme auf eine Wärmepumpe umrüsten, nachdem wir zuvor die möglichen Optionen sondiert haben, und ich mich bei den „Hamburger Energielotsen“ im Kompetenzzentrum Handwerkskammer Hamburg habe beraten lassen. Ich weiß jetzt, was grundsätzlich zu tun ist:
- Einen Energieeffizienz-Experten finden, der für das Gebäude einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) erstellt.
- Einen Fachmann finden, der für jeden Raum des Hauses den speziellen Wärmebedarf ermittelt (raumbezogene Heizlastberechnung).
- Angebote von Heizungsbauern für den Umbau zur Wärmepumpe (WP) einholen.
Soweit alles klar, nur wie findet man die entsprechenden Fachleute?
Bei der Suche nach einem Energieeffizienz-Experten führt natürlich der erste Weg zur entsprechenden Expertenliste der staatlichen Deutschen Energie-Agentur DENA. Dort finden sich auch Experten aus unserer Region, und das sind viele. Es tummeln sich da vom Architekten bis zum Schornsteinfeger Menschen aus verschiedenen baubezogenen Berufsgruppen, die die entsprechenden Qualifikationskurse absolviert haben. Bloß wen soll man dazu auswählen? Ich habe Glück und stoße überraschend auf einen Bauingenieur, den ich auch privat kenne. Andernfalls hätte ich einen Architekten oder Bauingenieur ausgewählt, den dann angerufen und gefragt, wie viele iSFP er schon erstellt hat.
Der Bekannte kommt Anfang März vorbei, nimmt die Daten des Hauses auf und fotografiert es ausführlich von Außen und Innen. Nach einigem Papierkram – der individuelle Sanierungsfahrplan wird ja staatlich gefördert – und einigen Rückfragen wie z.B. nach der Größe der PV-Anlage erhalte ich Mitte Mai den iSFP.
Inzwischen habe ich mich nach einem Fachmann umgesehen, der eine raumbezogene Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 machen kann. Auch hier tummeln sich viele Anbieter. Und manch einer will nicht nur Geld, sondern sich sein Wissen wirklich „vergolden“ lassen. Dabei gibt es inzwischen mit HEIZREPORT ein Onlinetool, mit dem man nicht nur kostenlos berechnen lassen kann, ob das eigene Haus für eine Wärmepumpe geeignet ist, sondern wo der Fachmann (oder wer sich selbst dafür hält) für relativ wenig Geld eine normgerechte, professionelle Heizlastberechnung erstellen kann. Wer einfach nur mal in etwa die Heizlast des Hauses und die evtl. benötigten Heizkörper abschätzen will, geht auf die Internetseite des Bundesverbands Wärmepumpe e.V. Dort findet sich u.a. ein Heizlastrechner und ein Heizkörperrechner.
Bei der Auswahl des Fachmanns ist zudem zu bedenken, dass bei einem Heizungsbauer immer auch ein wirtschaftliches Interesse im Hintergrund stehen könnte, den dann folgenden eigenen Auftrag so groß wie möglich zu machen. Der Energieberater sollte hingegen unabhängig beraten, da er selbst vom Wärmepumpen-Einbau nicht profitiert.
Zeitgleich bemühe ich mich um Angebote. Das erste Angebot kommt Ende April von einem kleinen, lokalen Heizungstechnik-Unternehmen. Ein Bekannter, der Ende letzten Jahres sich statt für eine Gasheizung dann doch für eine Wärmepumpe (WP) entschieden hatte und damit sehr zufrieden ist, empfiehlt es mir. Mitte April kommt ein Heizungsbaumeister der Firma, um unsere Örtlichkeiten für Angebot zu inspizieren. Ich sage dem Fachmann, dass ich eine Wärmepumpe mit dem klimafreundlicheren Kältemittel Propan haben möchte. Das schränkt natürlich die Aufstellungsorte auf unserem Grundstück ein: das Gas Propan ist explosiv und schwerer als Luft, so dass die Wärmepumpe nicht neben Kellerfenstern und Kasematten aufgestellt werden darf. Andererseits muss der Aufstellungsort natürlich die vorgeschriebenen Abstände zum Nachbargrundstück und mögliche störende Schallemissionen berücksichtigen, wobei der Schallrechner des Bundesverbands Wärmepumpe e.V. hilft.
Der Heizungsbaumeister akzeptiert die beiden von mir vorgeschlagenen Aufstellungsorte; erst später erfahre ich, dass einer davon wegen einer Böschung gar nicht zulässig wäre. Und er erklärt, dass sein Elektriker bestimmt noch einen extra Blitzschutz für die Wärmepumpe haben wolle. Einen Blitzschutz hier zwischen hohen Häusern und riesigen Bäumen, mit einer Hochspannungsleitung in der Nähe? Da weiß ich gleich zweierlei: der Elektriker möchte einen Extraprofit machen; und es wird teuer werden. In der Tat, als das Angebot kommt, muss ich mich erst einmal setzen: 43.120 Euro, und da sind noch nicht einmal die notwendigen Niedertemperatur-Heizkörper eingepreist! Absoluter Tiefpunkt: das Handwerksunternehmen wollte mir gegen meinen Wunsch eine Wärmepumpe mit dem klimaschädlichen Kältemittel R32 andrehen; das hätte mich den EffiziensBonus von 5% der Förderung gekostet.
Im Mai kontaktiere ich über ein Online-Formular einen größeren regionalen Heizungsbauer, der auch bei Fortbildungsveranstaltungen im Elbcampus aktiv ist, und von dem ich daher einen guten Eindruck habe. Als ich das PDF mit dem „vorläufigen Angebot“ öffne, ist es eine böse Überraschung: 42.200 Euro, und da sind natürlich auch nicht die notwendigen Niedertemperatur-Heizkörper eingepreist! Hat das Handwerk eigentlich nur noch „goldene Abgreifer“? Solche Fachhandwerker kann man nur schnellstens vor die Tür setzen.
Der nächste Anbieter ist wieder ein Heizungsbauer aus unserem Stadtteil. Gefunden habe ich ihn durch ein einfaches Verfahren: Ich bin durch die Straßen gegangen und habe überall dort, wo ich eine neue Wärmepumpe sah, geklingelt und gefragt, welcher Handwerker die WP installiert hat, und ob die Besitzer mit der Installation und der WP zufrieden sind. Das klingt simpel, ist aber effektiv. Der Heizungsbauer ist kompetent und weißt mich bei der Besichtigung unseres Hauses auf einige wichtige Punkte hin.
Dieser Handwerker löst auch meine Frage nach der Heizlastberechnung – er arbeitet seit kurzem auch mit dem o.a. Onlinetool HEIZREPORT. Nachdem wir uns über den Preis geeinigt haben, erfolgt Ende Mai die Vermessung unseres Hauses und die anschließende Heizlastberechnung.
Urlaubsbedingt erhalte ich das Angebot für den Heizungswechsel erst Ende Juni. Die rund 32.500 Euro beinhalten zwar den Austausch von einem halben Dutzend Heizkörpern, nicht aber die fremd zu vergebenden Elektroinstallationsarbeiten und den Leitungsgraben im Garten – die WP muss aus technischen Gründen ihren Platz sieben Meter vom Haus entfernt finden. Auch wenn dadurch noch mal einige tausend Euro hinzu kommen, so ist das Angebot grundsätzlich fair. Also mache ich mich auf, Elektriker und Gartenbauer zu finden, und diese zu koordinieren – das ist absolut „vergnügungssteuerfrei“. Nach einigen Wochen vergeblicher Versuche muss ich passen, und sage dem Heizungsbauer ab.
Was nun? Ich erinnere mich an ein Wort des von mir in vielen Fortbildungsveranstaltungen gehörten „Wärmepumpen-Papstes“ Dr. Marek Miara vom Fraunhofer ISE: lieber die zweitbeste Wärmepumpe und das beste Installationsteam als die beste Wärmepumpe und das zweitbeste Installationsteam! Also kontaktiere ich eine große Heizungsbau-Firma, die bundesweit nur Wärmepumpen einbaut. Und so kommt in den letzten Tagen des August eine junge, kompetente Architektin vorbei, fotografiert das Haus und die den Umbau betreffenden Stellen, misst einige Entfernungen ab und erhebt verschiedene Daten. Wenig später habe das Festpreis-Angebot: 34.000 Euro inkl. Elektriker, Gartenarbeiten und Unterstützung bei Förderanträgen, Abmeldungen und weiterem Papierkram. Obwohl im Angebot noch keine Heizkörper enthalten sind, schließen wir einen vorläufigen Vertrag, der nur dann wirksam wird, wenn die staatliche Förderung genehmigt wird.
Kann es also jetzt losgehen mit dem Heizungswechsel?
Nächste Woche: Unser Weg zur Wärmepumpe, Teil 3