
Ein Bericht von Götz Warnke
Meine Frau und ich besitzen eine kleine Doppelhaushälfte in einem Stadtteil am Rande Hamburgs. Das 2004 erbaute Gebäude hat – der damaligen Zeit gemäß – eine überdimensionierte Gasheizung mit 15 Kilowatt (kW) Leistung und keine Fußbodenheizung. Dass diese Heizung kein „Dauerbrenner“ sein kann, ist natürlich längst klar: zum einen aus Klimaschutzgründen; zum anderen wegen des stetig steigenden Gaspreises auf Grund der fortlaufend höheren CO2-Bepreisung, und der durch die schwindende Anzahl der Gasbezieher pro Haushalt immer weiter steigenden Gasnetzgebühren.
Unsere Strom- und Verkehrswende haben wir bereits 2018 mit einer PV-Anlage auf dem Dach und einem E-Auto mit Wallbox vollzogen – zusätzlich zu unseren häufig genutzten mechanischen Fahrrädern. Jetzt gilt es, den mit ca. 50 Prozent größten Anteil unseres häuslichen Energieverbrauchs auf eine fossilfreie Lösung umzustellen.
Als Journalist, der über Energiethemen schreibt, sortiert man die verschiedenen Heizoptionen schon mal vor:
- Eine reine Stromdirektheizung wie z.B. eine Infrarotheizung kommt nicht in Frage, weil das System zwar kostengünstig und trotz der benötigten zusätzlichen Stromleitungen relativ einfach zu installieren ist. Aber durch die dann elektrische Warmwasserbereitung wird viel elektrischen Strom benötigt, den wir selbst mit unser PV-Anlage insbesondere während der Heizperiode nicht erzeugen könnten.
- Bei einer Biomasseheizung würde uns der benötigte Stauraum für die Pellets oder Hackschnitzel fehlen. Außerdem verfügen wir über keine eigenen Gehölze, und die Brennholzpreise dürften in den nächsten Jahren wegen vieler „Gas-Flüchtlinge“ auch steigen.
- Ein Fernwärmeanschluss ist nicht in der Nähe und vom Versorger auch nicht geplant.
- Eine Solarthermie-Heizung passt nicht, weil das Dach schon mit Photovoltaik belegt ist und uns die Grundstücksfläche für einen großen Speicher fehlt. Denkbare Alternativen wie ein Solarthermie-Zaun plus Eisspeicher mit Wasser-Wasser-Wärmepumpe sind bei kleinen Grundstücken mit Baubestand selten umsetzbar und würden auch unser Budget sprengen.
- Ach ja, da gibt es noch die H2-ready-Heizungen, die künftig einmal mit reinem Wasserstoff betrieben werden sollen, und von denen jeder Fachmann und jede Fachfrau weiß, dass sie nie genug Wasserstoff zum Verheizen bekommen werden – eine reine politische „Nebelkerze“.
- Bleibt also nur noch eine Wärmepumpe. Aber auch hier ist nicht jeder Typ geeignet: Da wir in einem Wasserschutzgebiet wohnen, ist keine Grundwasser-Wärmepumpe zulässig. Und eine Erdwärmesonden-Wärmepumpe ist – jenseits der hohen Installationskosten für die Technik – schon aus geologischen und bohrtechnischen Gründen nicht möglich. Aber eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ist allemal geeignet und für uns die Lösung. Von den Propaganda-Parolen der Fossilenergie-Lobbyisten, der politischen Dünnbrett-Bohrer und anderer Opportunisten lassen wir uns dabei nicht kirre machen.
Was ist der Plan?
Mit dem 1.10.2024 trat auch der letzte Paragraf des novellierten Gebäudeenergiegesetzes (GEG) in Kraft. Zeit also für uns, vom Nachdenken zum Tun zu kommen. Denn auch wenn man sich mit Energiethemen gut auskennt, so hapert es dann doch am Wissen um die Feinheiten der regionalen Förderung samt Kleingedrucktem. Und an anderen Dingen wie der Frage, ob die staatliche Förderung des Heizungswechsels nach 20 Jahren auch für eine im Herbst 2004 eingebaute Gasheizung gilt, wenn man sie bereits im Sommer 2024 austauscht (Antwort: Ja, sie gilt!).
Also vereinbare ich einen Beratungstermin mit einer Hamburger Energielotsin im ELBCAMPUS, dem Kompetenzzentrum Handwerkskammer Hamburg. Die Hamburger Energielotsen werden u.a. von der hiesigen Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) gefördert und in einer personellen Kooperation von der Handwerkskammer, den Verbraucherzentralen und dem ZEBAU betrieben. Aufgabe der Energielotsen ist eine kompetente, kostenfreie und unabhängige baubezogene Energieberatung für Hamburger Bürger:innen – vom Mieter über Bauherr:innen, Eigenheimbesitzende und Gewerbetreibende. Ähnliche Beratungsangebote gibt es auch in anderen Städten; allerdings ist das Hamburger Angebot mit seiner Vielzahl an Akteuren und Schwerpunkten besonders gut ausgebaut.
Beratung ist sehr wichtig
Wie gesagt, entscheide ich mich für eine Beratung im Elbcampus, auch weil es dort einen Ausstellungsraum mit Energietechnik gibt, wodurch sich vieles anschaulicher erklären lässt. Dort erwartet mich die Energielotsin. Sie nimmt sich viel Zeit, beantwortet ausführlich meine Fragen, weist mich auf Dinge hin, die mir noch unbekannt waren, und gibt mir Materialien zur öffentlichen Förderung der Energieumstellung mit, u.a. auch jener der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB). Erst später erfahre ich, dass diese ihre Fördersätze zum Jahreswechsel deutlich gesenkt hatte – bei der Kommunikation der Staatsbanker mit anderen Hamburger Förderinstitutionen ist offensichtlich noch deutlich „Luft nach oben“!
Gut beraten, mit Material versehen und der Möglichkeit, mit der Energielotsin eventuell noch später auftretende Fragen per Email zu klären, mache ich mich auf den Heimweg. Ich weiß jetzt, was zu grundsätzlich tun ist:
- Eine:n Energieeffizienz-Experten oder -Expertin finden, der oder die für das Gebäude einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) erstellt. Der iSFP ist sinnvoll, um mögliche energetische Verbesserungen am Haus zu identifizieren und um ggf. staatliche Förderungen bei diesbezüglichen Umbauten zu erhalten. Die Erstellung eines iSFP wird übrigens auch staatlich gefördert.
- Einen Fachmann (m/w/d) zu finden, der für jeden Raum des Hauses den speziellen Wärmebedarf ermittelt (raumbezogene Heizlastberechnung). Die ist von Raum zu Raum verschieden, und ergibt sich aus der Dämmqualität, der Raumgröße, der Größe der Außenwände und der Nutzung – ein Schlafzimmer braucht weniger Wärme als ein Wohnzimmer. Die räumliche Heizlast entscheidet z.B., wo alte Heizkörper gegen neue, größere ausgetauscht werden müssen.
- Angebote von Heizungsbauern für den Umbau zur Wärmepumpe einholen.
Soweit alles klar. Nur: wie findet man die entsprechenden Fachleute?
Nächste Woche: Unser Weg zur Wärmepumpe, Teil 2