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Heinz Wraneschitz

Wohlstandsautismus: Männer die die Welt verbrennen…

Ein persönlicher Meinungs-Rundumschlag von Heinz Wraneschitz

Obwohl das Welt-Haus bereits brennt, heizen irre Männer das Klima weiter an.
[Foto: Heinz Wraneschitz bildtext.de]

US-Präsident Donald Trump hat eine Task Force gebildet. Und zwar für die Fußball-WM im kommenden Jahr in den USA, Kanada und Mexiko. Und – oh Wunder: Der GröPaZ (*) setzt sich höchstselbst an die Spitze der Soccer-Sondereinheit. Natürlich war Gianni Infantino mit am Tisch, der FIFA-Präsident, als Trump seine Riesen-Unterschrift im Weißen Haus unter das Papier malte.

Trump-Dekrete gegen Klima, Umwelt, Gesundheit

Diese Ankündigung einer Fußball-Sondereinheit muss man als Drohung verstehen. Wie fast all jene Papiere, unter die Trump seit seinem zweiten Amtsantritt bereits riesig gekrakelt hat. Ein paar Beispiele aus der Unzahl von Anordnungen:
Am 27. Februar hat die US-Regierung Hunderte Meteorologen und weitere Beschäftigte der Wetter- und Ozeanographiebehörde NOOA entlassen. Sie waren unter anderem für Gefahrenwarnungen zuständig. Damit könnten bei den nächsten Hurricanes Küstenstaaten unvorbereitet von Wasser überschwemmt werden.
Schon einen Tag zuvor hatte Trump einen groß angelegten Stellenabbau bei der Umweltbehörde EPA angekündigt: Umweltschutz brauchen die USA also nicht, weil die Natur überhaupt nicht gefährdet ist, wie der GröPaZ und seine Vasallen zu wissen vorgeben.
Am 7. Februar hat die US-Regierung begonnen, Hunderte Mitarbeiter der Luftverkehrsbehörde FAA zu entlassen. Luftsicherheit – braucht doch niemand, oder?
Erwähnenswert auch: Bereits am 6. Februar hatte Trump Sanktionen gegen den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag erlassen. Dabei haben sich die USA aus Furcht, für eigene Entscheidungen vom Weltgericht zur Verantwortung gezogen zu werden, den IStGH ohnehin bisher nicht anerkannt.
Und – nicht zu vergessen, weil womöglich am Schlimmsten für die Welt: Trumps Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen bereits am 21. Januar. Aber – wie schon erwähnt: Die Klimakatastrophe hat der GröPaZ ja ohnehin für ungültig erklärt.

Nun also hat sich auch Infantino mit seinem Fußball-Kotau in die Reihe der vielen neuen Trump-Fans von Mark Zuckerberg (Meta) oder Jeff Bezos (Amazon) gestellt. Damit gehört der FIFA-Boss in Zukunft für mich ebenfalls zu jenen „Männern, die die Welt verbrennen“. Denn dessen offensichtliches Vorbild Donald T. zählt genauso zu jenen von Spiegel-Kolumnist Christian Stöcker genau beschriebenen Männern wie Wladimir Putin. Obwohl ein offizielles EU-Embargo gegen die Einfuhr aller möglicher Güter aus Russland verhängt wurde, liefern eine Schatten-Schiffsflotte und viele Pipelines weiterhin jede Menge Erd- und Fracking-Gas sowie Erdöl aus dem Ex-Zarenreich in die halbe westliche Welt. Das dafür kassierte Geld freut natürlich den Russen-Chef und dessen Kriegskasse für den seit drei Jahren laufenden Vernichtungsfeldzug gegen das Nachbarland Ukraine.

Die Welt in Flammen – und keine Feuerwehr erkennbar

Männer, die die Welt verbrennen“: Das Buch habe ich erst in der jüngsten Ausgabe der DGS-Magazins Sonnenenergie beschrieben. Es beginnt mit der „globalen Allianz der Verbrenner“. Die müsse aber enden, so Stöcker, damit „das Zeitalter des Lichts“, das gerade begonnen hat, glanzvoll weitergehen kann. Als ich die Buch-Rezension schrieb, hatte ich nicht erwartet, dass dank Trump, Putin und anderen Fossil-Freaks die Welt womöglich noch schneller verbrennt, als es der Spiegel-Autor als möglich ansieht. Dabei werden allein 1.260 Mrd. US-Dollar „explizite“ Subventionen in Öl-Gas-Kohle gesteckt; das allein reicht schon genug für die Überhitzung des Planeten aus. Doch das sind nur 18 Prozent der Summe Geld, das „in die Taschen derer fließt, die an der Zerstörung verdienen“, wie Stöcker faktenbelegt schreibt.

Eine Investoren-Phalanx zerstört die Lebensgrundlagen

An der Zerstörung verdienen: das tun beileibe nicht nur Putin oder Trump! „Die Rechte an fast 50 Prozent aller fossilen Brennstoffvorräte sind in privatwirtscha­ftlicher Hand: Blackrock (US-Finanzdienstleister), Vanguard (US-Finanzdienstleister), State Street (US-Finanzdienstleister), Dimensional Fund Advisors (US-Finanzdienstleister), Life Insurance Corporation (indische Versicherungsgruppe), Norges Bank (Zentralbank Norwegens), Fidelity Investments (US-Finanzdienstleister), Capital Group (US-Finanzdienstleister)“, zählt Stöcker auf, nennt außerdem die indische Regierung sowie Saudi-Arabien und stellt fest: „Die Kapitalinteressen dieser Top Ten stehen im Widerspruch zum Fortbestand der menschlichen Zivilisation.“ Die Namen hat er der Studie „Ten financial actors can accelerate a transition away from fossil fuels“ entnommen. Die listet zudem noch eine ganze Reihe weiterer Weltverbrenner-Unternehmen auf.

Regierung in spe auch auf Verbrenner-Kurs

Doch was macht unsere sich gerade zurechtruckelnde neue Pseudo-GroKo-Bundesregierung in ihrer Sondierung? Sie forciert nicht die notwendige Energie- und Klimawende – vielleicht schaffen es ja die Grünen in diesen Tagen noch, etwas „Grünes“ in die geplante Grundgesetzänderung zu bringen. Im Gegenteil: CDU/CSU und SPD haben sich auf Kriegs- und Verbrennerschutz-Themen eingeschossen. Schon der Plan, die steuerliche Pendlerpauschale zu erhöhen, dürfte wieder mehr Verbrenner-Verkehr auf die ohnehin überlasteten Straßen bringen. Oder dass darin vom „Bau von bis zu 20 GW an Gaskraftwerksleistung bis 2030 im Rahmen einer zügig zu überarbeitenden Kraftwerksstrategie“ die Rede ist. Wohlgemerkt: noch nicht einmal „H2-Ready“ sollen die Gasverbrenner sein, wie aus dem Bundesverband Erneuerbare Energien zu erfahren ist.

Erneuerbare nur noch „netzdienlich“?

Und dann steht im Sondierungspapier auch noch das hier: „Wir wollen die Fusionsforschung (noch; d.Red.) stärker fördern. Unser Ziel ist: Der erste Fusionsreaktor der Welt soll in Deutschland stehen. (Wann? D.Red.) … Dazu braucht es eine massive Aufstockung der Mittel für Forschung und Entwicklung.“ Also nicht die bestehenden Sonnen-, Bio- oder Windenergie-Techniken sollen finanziell gefördert werden: die sollen nur noch „netzdienlich“ ausgebaut werden. Die Steuermilliarden sind stattdessen für die St.-Nimmerleins-Sonnenkopie vorgesehen.

Auf die gerade von rechtslastiger Politik-Seite gebetsmühlenartig wiederholten Forderungen, oft bereits im Rückbau befindliche, halbjahrhundertalte Atomkraftwerke wieder zum Leben zu erwecken, möchte ich an dieser Stelle gar nicht groß eingehen: Diese Idee haben ja selbst AKW-Betreiber gebrandmarkt. Übrigens berichten über diesen Unsinn sogar nicht gebührenfinanzierte Sender – um den „Lügenpresse“-Plärrer:innen gleich den Lärmboden zu entziehen.

Netzdienlichkeit – Politik und ÜNB Hand in Hand

Aber was die selbsternannten Größen der Politik-Weltverbrenner können, das können auch Energie-Wirtschaftsbosse. Einer davon: Stefan Kapferer, der Chef des Übertragungsnetzbetreibers (ÜNB) 50Hertz. „Der weitere Photovoltaik-Zubau muss sich am Netz- und Speicherausbau orientieren“, forderte er laut dem Magazin „Photon“ dieser Tage. Sprich: Erst sollen über Jahrzehnte mehrere 100 Milliarden Euro in neue Höchstspannungsnetze gesteckt werden, wie mit Tennet ein anderer Netz-Oligopolist kürzlich geäußert hat. Und dann kassieren die ÜNB dank der neuen Leitungen mit 5,07 Prozent eine höhere Verzinsung als bei den bestehenden (3,51 Prozent); das hat die Bundesnetzagentur für die Jahre 2024 bis 2028 rechtsgültig festgelegt. Doch je länger an Leitungen gebaut, je länger die regenerative Energiewende augenscheinlich bewusst ausgebremst wird, um so länger werden Putin, Trump, Blackrock-Manager und andere Männer die Welt verbrennen.

Kopf in Sand stecken ist der falsche Weg

Doch es hilft nicht, wenn die Vernünftigen nun verzweifeln und den Kopf in den (Öl-)Sand stecken. Nach dem Lesen von Stöckers Buch habe ich zumindest noch mehr Mut für den Kampf gegen die Weltverbrenner-Männer gewonnen. Denn dort zeigt Stöcker auch, dass „was zu tun ist“ sogar viel billiger ist „als das, was wir jetzt tun“. Und eigentlich müssten damit doch auch Politiker an der Ehre zu packen sein.

Dass der Kampf gegen diese Weltverbrenner-Männer dringend geboten ist, dass dies und nicht Russlands Bomberei auf die Ukraine „der entscheidende Kampf um die Zukun­ft der Menschheit“ ist, das sieht der Autor dieses Beitrags genauso wie „Männer“-Schreiber Christian Stöcker. Und so hoffe ich als bekennender Fußballfan auch ganz stark, dass Trumps Fußball-Task-Force scheitert und spätestens dann das US-Volk dem GröPaZ den Regierungs-Boden unter den Füßen entzieht. Damit auch in den USA wieder mehr Energievernunft einkehrt.#

(*) GröPaZ = Größter Präsident aller Zeiten