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Heinz Wraneschitz

Drei Tage – ein Thema: Energie!

Thematische Einordnung

Merz findet Windräder hässlich – unser Autor empfindet sie ästhetisch. [Foto: Wraneschitz]

Eine persönliche Wahrnehmung von Heinz Wraneschitz

Liebe Leser:innen, die Sie ja alle nicht medienignorant sind (denn sonst würden Sie ja auch die DGS-News verschmähen): Was haben Sie wahrgenommen, als Sie in der ersten Wochenhälfte Tageszeitung durchgeblättert, Radio angemacht oder Fernsehnachrichten konsumiert haben? Klar: Regierungskrise, den Trump-Harris-Konflikt, die Miesepeter-Wetterberichte. Aber haben Sie in den Meldungen irgendwas von Energie gehört, gesehen, gelesen? Höchstens am Rande, oder?

Mir ging es genauso. Außer einen Artikel zur auch von uns des Öfteren erwähnten neuen „380-kV-Juraleitung“ in der Regionalzeitung Nürnberger Nachrichten, der sich fast wie eine Tennet-Werbung las, hab ich in den Massenmedien eigentlich nichts aus dem Energiebereich bemerkt. Schon gleich nichts Positives.

Das Klima war da schon präsenter – oder genauer: Die ausgerechnet in Baku im Ölstaat Aserbeidschan stattfindende Weltklimakonferenz 2024. Die aber vor allem deshalb, weil zahlreiche Staatenlenker sich gar nicht dorthin bewegt haben, sondern lieber ihre Ersatz-Ersatz-Vertreter:innen verhandeln lassen über eine notwendige, aber von Vornherein zum Scheitern verurteilte Forderung von 45 der sogenannten Entwicklungsländer nach 1.000 Mrd. US-Dollar Klimaschutz-Förderung jährlich.

Aber trotzdem: Es gab sie doch, die Energienachrichten, sogar viele positive waren darunter. Die fanden aber nicht den Weg in die Massenmedien. Weil die Damen und Herren Redakteure davon nichts verstehen? Weil sie lieber in B..D-Zeitungsmanier über die Angst vor Flüchtlingen schwadronieren? Weil sie nicht wahrhaben wollen, dass ohne Erneuerbare Energien kein Klimaschutz machbar und die Atmosphären-Temperatur nicht zu halten ist? Ich weiß es nicht.

Aber dem setze ich heute einmal etwas entgegen: Ein paar wenige Energienachrichten von Montag bis Mittwoch dieser Woche, die es wert gewesen wären, überall gehört, gesehen, gelesen zu werden. Stattdessen sind sie wohl in den Papierkörben der Redaktionscomputer gelandet.

Montag, 11. November
Für drei Viertel aller hiernach befragten Unternehmen hat „die nachhaltige Transformation eine gleichbleibende oder sogar höhere Bedeutung als vor drei Jahren“, hat eine Untersuchung ergeben. Warum aber die Unternehmen diesen Schwenk nicht schaffen? „Die Regulatorik verschlingt Ressourcen“, sagen viele von Ihnen.

Das Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS) hat herausgefunden: Die – also wir! – Verbraucher:innen sind maßgeblich, wenn die Energiesicherheit gewährleistet sein soll. Denn was in Osteuropa gilt, ist bestimmt auch auf unser Mitteleuropa zutreffend.

Ein Innovationsprojekt bringt bidirektionales Laden in Österreich voran, freut sich der dortige Energiekonzern Verbund. „Die Integration der Technologie und die Nutzung von Elektrofahrzeugen als flexible Stromspeicher … ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer dekarbonisierten und intelligent vernetzten Energiezukunft.“ Warum nicht auch bei uns?

Es gibt Lösungsansätze für die immer größer klaffende Fachkräftelücke im Bereich Erneuerbare Energien: Bremer Firmen empfehlen, interne „Markenbotschafter:innen für Unternehmen aufzubauen, … Corporate-Influencer:innen, die ihre Erfahrungen transparent und glaubwürdig teilen. Das stiftet Sinn und Identifikation.” Und so erreiche man „auch Menschen, die zu unserer Kultur und unseren Werten passen“ – und zum „gemeinsamen Ziel der Branche: Die Energiewende.“

Dienstag, 12. November
Ein klimaneutrales Deutschland ist möglich: Eine Studie des Fraunhofer ISE zeigt den dafür notwendigen Weg bis zum Jahr 2045 auf. Als zentral habe sich gemäß der Studienergebnisse „die direkte Elektrifizierung dort, wo sie technisch möglich ist, als gesamtsystemisch die kostengünstigste Option“ erwiesen: Mit Wärmepumpen als dominierender Heiztechnologie, fast ausschließlich batterie-elektrischen Fahrzeugen im Individualverkehr undeinem Elektrifizierungsgrad in der Industrie von rund 70 Prozent.

Die Treibstoffproduktion auf dem Mars ist möglich: Nach Angaben der University of British Columbia sind „benötigte Rohstoffe und Energie dort vorhanden“. Klingt gut, weil wir dann all jene auf den Mars katapultieren könnten, denen die demokratisch-queere Nachhaltigkeitsgesellschaft auf der Erde ein Gräuel ist.

Mittwoch, 13. November
„Die Länder stehen geschlossen hinter der Energiewende“, über alle länder- und parteipolitischen Grenzen hinweg. Gehe es nach den Energieministern der Länder, sollte die Bundespolitik im Interesse des Landes einen konstruktiven Ansatz im Vorfeld der Neuwahlen verfolgen: Das hat die Context-Crew auf der Energieministerkonferenz vergangene Woche in Brunsbüttel in Erfahrung gebracht und nun öffentlich gemacht.

Dass ein deutsches CCS-Gesetz in der Regierungsmache ist – auch das dringt kaum an die Öffentlichkeit. Doch nun haben mehr als 70 Organisationen und Bürgerinitiativen vor diesem CO2-Verstecken gewarnt. Denn: „Mit Milliarden an Steuergeldern für CCS würde der Ausstieg aus fossilen Energien verschleppt oder sogar verhindert.“

Woran sich Kommunen in der Energiewende orientieren können, das haben das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung und andere nun kompakt veröffentlicht. Die Handreichung „Die regionale Energiewende gestalten“ ist genau für Entscheidungstragende in Kommunen gemacht.

Doch was liest man hundertfach? Merz findet Windräder hässlich.