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Götz Warnke

Der-NutzwasserRebell, Teil 4

WP auf Transportkarre: Die Wärmemaschine kann auch viel sauberes Wasser liefern [Foto: Götz Warnke]

Ein Bericht von Götz Warnke

Wasser ist vieles: direktes Lebensmittel, indirektes Lebensmittel beim Anbau von Feldfrüchten, Kühlung – wie sie jeden Sommer Millionen Badende suchen –, Transportweg, Teil der Erneuerbaren Energien bei Wasserkraft und Bioenergie, und, und, und. Wasser ist die Basis für das Leben, für unser Überleben auf diesem „Blauen Planeten“, dessen Oberfläche zu 70 Prozent aus vornehmlich Salzwasser besteht. Doch diese Grundlage ist zunehmend bedroht. Das gilt auch für das überlebensnotwendige Trinkwasser mit seiner Gefährdung durch biologische Verunreinigungen, Mikroplastik, sogenannte Ewigkeitschemikalien (PFAS) oder Dürren. Angesichts dieser Situation braucht es NutzwasserRebellen, mündige Bürger:innen, die zumindest für sich und ihre nächste Umgebung die Probleme so weit wie möglich selbst löst. Das Entscheidende ist dabei das Wissen um die eigenen Möglichkeiten. Hier sind einige davon aufgeführt.

Wasser speichern

Wer sich gegen Trockenheit oder gar Dürreperioden wappnen will, kommt um die Speicherung von Wasser nicht umhin. Dabei gibt es verschiedene Formen von Speicherung, die wiederum zu verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten führen.
Eine meiste einfache Form ist das Versickern-Lassen des Wassers auf dem eigenen Grundstück: Statt Regenwasser in die Kanalisation zu leiten, kann man es ins eigene (Schlauch-) Bewässerungssystem einleiten, zur Tiefenbewässerung von Bäumen mittels Bewässerungsstutzen nutzen etc.

Bei abschüssigen Grundstücken geht es darum, ein zu schnelles Abfließen des Regenwassers zu verhindern. Hier bietet sich das Keyline-Design an, was z.B. mit Gräben/Furchen quer zum Hang ein schnelles verschwinden der Wasserfluten verhindert. Bei steileren Lagen des Grundstücks kann eine Terrassierung sinnvoll sein, wie man sie z.B. im Weinbau findet. Die Wasserversickerung in der Fläche kann hier zugleich verhindern, dass das Wasser wertvollen Humusboden gleich mit fortspült. Dennoch bleibt die Wasseraufnahme des Bodens begrenzt und kann bei Starkregen je nach dem geologischen Untergrund auch überfordert werden: Während Wasser in sandigen Böden schnell versickert, können lehmige Untergründe bei Regen zu ungewollten Dauer-Pfützen führen.

Die zweite Speicherform betrifft offene, von Regenwasser gespeiste Wasserflächen im Garten, also z.B. natürliche oder künstliche Teiche. Diese kühlen durch die Verdunstung nicht nur ihre Umgebung, sie bieten auch Lebensraum für Insekten. Und sie können, eine entsprechende Größe vorausgesetzt, auch im Sinne der Permakultur mehrfach genutzt werden: als Bewässerungsreservoir, Schwimmteich, Karpfenbassin. Bei der Anlage solcher Wasserflächen sollte natürlich darauf geachtet werden, dass diese im Sommer nicht permanent der vollen Sonnenstrahlung ausgesetzt sind.

Ebenfalls möglichst nicht der direkten Sommersonnen-Einstrahlung aussetzen sollte man oberirdische Wasserspeicher. Hier gibt es die schon erwähnten Baumbewässerungssäcke, aber auch Regentonnen, die an den Auslass eines Regenwasserrohrs angeschlossen werden können. Die Tonnen gibt es in verschiedenen Materialien, Größen und teilweise sehr gestylten Formen. Sollte der Regenwasserertrag von einem Dach das Fassungsvermögen einer Tonne überschreiten, kann man sie mit anderen Wassertonnen über Schlauchstücke „in Reihe schalten“.

Größere Speichervolumen bieten unterirdische Wasserspeicher, die zumeist aus stabilem Kunststoff sind. Diese Regenwasserzisternen können auch im Nachhinein im Garten vergraben werden, ohne den Garten räumlich zu beeinträchtigen. Als Überlauf dienen oft Versickerungsgruben im Garten oder die Kanalisation. Die Zisternen haben eine Größe von 1.000 bis zu 15.000 Litern, wobei in den meisten Fällen 3.000 bis 7.500 Litern ausreichen. Letztere Größe ist sogar generell ausreichend, wenn man das Wasser über eigene Leitungen im Haus für Waschmaschinen und Toiletten nutzt. Die Zisternen gibt es häufig als Komplett-Paket mit Filtern, Pumpen und Gartenduschen.

Eher für Neubauten von Mehrfamilienhäusern mit Flachdächern geeignet sind große Regenwasserspeicher auf dem Dach. Sie lassen sich einfacher an die Zuwasserleitungen von Toiletten und Waschmaschinen anschließen, weil bei ihnen auf Steigleitungen im Haus verzichtet werden kann. Allerdings führen sie zu sehr hohen Dachlasten, so dass sie – wie gesagt – vor allem für Neubauten geeignet sind.

Süßwasser gewinnen

Eine Form der Wassergewinnung kommt vor allem an Meeresküsten vor: die Gewinnung von Süß- aus Salzwasser, oft mittels solarer Destillation. Die verschiedenen Methoden reichen von Notfallmaßnahmen wie dem Kochtopf im Wüstensand mit der darüber gespannten Plastikfolie mit einem zentrierten Stein bis zu großtechnischen Anlagen. Letztere stellen mit ihren, auf Dauer riesigen Salzfiltraten auch ein Problem dar. Denn dieses Salz wieder massenhaft ins Meer zurückzuleiten, würde die Ökologie des Meeres zumindest lokal schädigen.

Leichter und dezentraler ist es, die Meeresfeuchtigkeit aus der Luft zu filtern. Schon 2007 hatten die deutschen Forscher:innen Dr. Kai Tiedemann (RWHT Aachen) und Anne Lummerich künstliche Nebelfänger im peruanischen Küstengebiet bei Lima installiert. Diese bestanden aus großen, längs zur Küste und damit quer zur Windrichtung stehenden Kunststoffnetzen, an denen sich der Nebel fing und Tröpfchen bildete, die dann in entsprechende Wasserspeicher geleitet wurden. Inzwischen gibt es neue Materialien wie SHCP-10 (Sulfonated Hypercrosslinked Polymer 10), die deutlich besser Wasser aufnehmen können – was selbst aus trockener Wüstenluft gelingt.

Und es gibt natürlich elektrische Geräte, die Feuchtigkeit aus der Luft filtern können. So hat ein französisch-tunesisches Startup-Unternehmen einen Generator namens Kumulus entwickelt; der Mitentwickler Iheb Triki möchte mit fünf dieser Geräte einer ganzen Schule im Randbereich der Sahara zu sauberem Wasser verhelfen. So wichtig und sinnvoll solche Geräte, natürlich mit Solarstrom, in vielen Weltgegenden sind – in Deutschland und Europa werden sie sich wohl kaum durchsetzen können. Denn viele Europäer:innen haben bereits oder bald ein solches Gerät im Garten, das ihnen bei kühlem und feuchtem Klima bisher meist ungenutzte 25-30 Liter Wasser pro Tag liefert – eine Wärmepumpe!

Fazit

Der Umgang mit und die Nutzung von Wasser zeigt sich in vielen Formen und technischen Verfahren. Welche Techniken sich durchsetzen werden, muss die Zukunft zeigen, zumal weitere Verfahren unter dem Druck der Umstände hinzu kommen werden. Eines ist aber schon klar: Wegen der Klimakrise wird sich die Bedeutung des Themas Wasser in Zukunft noch deutlich erhöhen.