
Eine Würdigung von Götz Warnke
Nein, keine Panik und bitte auch keine vorzeitigen Beileidsbekundungen – Matthias Hüttmann ist nicht ums Leben gekommen. Er hat „nur“, wie seit zwei Jahren besprochen, auf eigenen Wunsch hin und im besten Einvernehmen den Chefredakteursposten bei der DGS geräumt. Doch der Einschnitt, der damit entsteht, ist groß und schwerwiegend genug, um diesen Nachruf zu rechtfertigen.
Im Jahr 2010 übernahm Matthias Hüttmann als Chefredakteur die SONNENENERGIE, die Fach- und Mitgliederzeitschrift der DGS. Doch schon in den Jahrzehnten davor hatte er reichlich energietechnische und journalistische Erfahrungen gemacht: Hüttmann studierte von 1989 bis 1994 an der Fachhochschule Gießen-Friedberg Energie- und Wärmetechnik, und schloss das Studium mit einem Dipl.Ing. (FH) ab. Schon 1990 war er Mitglied der DGS geworden. 1994 begann er seine solare Berufstätigkeit im Solarenergie-Informations- und Demonstrationszentrum „solid gemeinnützige GmbH“ in Fürth, das 1991 gegründet worden war. Zuerst war der Wärmetechnik-Ingenieur und Solarthermie-Fan in der Solarberatung tätig, später in erster Linie für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit dort verantwortlich. Während dieser Zeit war Hüttmann zudem vielfältig publizistisch tätig, u.a. für die SONNENENERGIE. 2008 gründete er zusammen mit Freunden den höchst aktiven DGS-Landesverband Franken. Als „solid“ zum Ende des Jahres 2009 völlig umstrukturiert wurde, gab er seine Stelle dort auf, und kam zur DGS.
In dem traditionsreichen, aktiven, aber auch kleinen Solarverband kamen für Matthias Hüttmann schnell weitere Aufgaben und Ehrenämter zum Chefredakteursposten hinzu: Tätigkeiten als Pressesprecher der DGS, Layout von Broschüren, Entwicklung von Websites und deren Betreuung/Content Management, und, und, und. Von 2011 bis 2017 diente er der DGS im Präsidium. Und er entwarf Mitte der 2010er Jahre die DGS-News in ihrer heutigen Form – als thematisch breiter aufgestellten, wöchentlichen Newsletter zur thematischen Ergänzung der Quartalsschrift SONNENENERGIE.
In diesen Jahren wurde er auch zum wandelnden Archiv und Gewissen der DGS: Wer wissen wollte, woher bestimmte Ideen und Beschlüsse stammten, wer vor Jahren für welche Publikationen tätig war, wie sich das Verhältnis zu anderen Verbänden und Personen entwickelt hatte – immer konnte man Matthias Hüttmann ansprechen. Und das nicht nur zu den Bürozeiten, sondern darüber hinaus und ggf. auch am Wochenende.
Doch in dem Genannten nur einen fleißigen Chefredakteur und engagierten ehrenamtlichen Sonnenfreund zu sehen, hieße nur eine energetische Seite wahrzunehmen, die menschliche Seite aber zu ignorieren. Denn Matthias Hüttmann war auch als Chefredakteur und Kollege besonders. Die Medienbranche ist ja nicht frei von Eitelkeiten, die sich – und das kann ich nach über drei Jahrzehnten in diesem Bereich sagen – nach oben hin durchaus stärker ausprägen können: Besserwisser, verkannte Genies, einsame Intellektuelle, kleine Könige, selbst ernannte Experten, Rechtschreibungs-Feteschisten – das Bestiarium des deutschen Chefredakteurs hält eine erstaunliche Artenvielfalt an „Problembären“ bereit.
Doch Matthias Hüttmann war nichts von alledem. Er war, ist, und bleibt sicher der offene, interessierte Mensch, dem die Erneuerbaren Energien im Allgemeinen und die Solarenergie im Besonderen ein großes, noch weitgehend unbekanntes Land voller Schätze und positiven Überraschungen sind. In diesem Sinne begegnete er neuen Ideen und Artikelvorschlägen mit großer Offenheit und Akzeptanz. Er war nie Besserwisser, sondern stets kritischer Zuhörer. Er gab für die News nie Themen vor, sondern vertraute seinem Team, dass die „Trüffelschweine“ (so hätte er uns nie genannt) schon interessante Themen „ausgraben“ würden – die große, wachsende Leserschaft gibt ihm offensichtlich recht.
Nicht alle Texte und Themen gefielen ihm gleichermaßen, doch sein Redigieren war nie ein Zensieren, und geschah stets in Absprachen mit dem zuständigen Redakteur. Seine Liebe zur politischen Karikatur und sein Humor dürfen hier ebenso wenig unerwähnt bleiben wie seine Zurückhaltung, wenn Autoren mal wieder geplante Artikel für die SONNENENERGIE – ärgerlicher Weise im letzten Moment – absagten. Dass er aus der Haut fuhr, haben wir in der Redaktion nie erlebt. Möglich, dass man solche Gelassenheit als langjähriger Fußballfan der „Spielvereinigung Fürth“ einfach verinnerlichen muss.
Auch wenn Matthias Hüttmann der DGS als engagiertes Mitglied erhalten bleiben wird, beruflich nimmt er von uns Abschied. Zusätzlich zur Solarenergie hat ihn in den letzten Jahren die Klimakrise immer stärker beschäftigt. Neben Artikeln dazu in der SONNENENERGIE und den DGS-News hat er in den letzten Jahren auch Bücher des führenden amerikanischen Klimaforschers Michael E. Mann übersetzt.
Diesen Weg möchte er, ungehindert vom hektischen Redaktionsalltag, künftig weitergehen. Davon sei ihm von Seiten der DGS-News viel Erfolg und alles Gute gewünscht.