
Ein Kommentar von Heinz Wraneschitz
Zuerst Russland, jetzt USA – welches Land kommt als nächstes, das Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zum Lieferanten für Wasserstoff auserküren wird?
Statt die eigenen Hausaufgaben zu machen und endlich in Bayern die Genehmigung von Windkraftanlagen selber voranzutreiben, setzt er auf das Prinzip Import-Hoffnung. Die Verantwortung für das Nicht-Vorankommen neuer Windenergie-Projekte schiebt er ohnehin lieber auf die Kommunen und seine so genannten „Windkümmerer“.
Nur zur Erinnerung: Als der Vizeministerpräsident am 29. Mai 2020 in Nürnberg die Bayerische Wasserstoffstrategie vorstellte, erklärte er wörtlich: „Ich traue mich auch, Russland und North Stream 2 in den Mund zu nehmen: Russland würde uns Grünen Wasserstoff in großen Mengen liefern können.“ Spätestens, als ein gutes Jahr später die Putinsche Kriegsmaschine auf die Ukraine losschlug, erwiesen sich Aiwangers H2-Ankündigungen als Luftblasen.
Vier Jahre sind seither vergangen, von den damaligen Versprechungen wie „Made in Bavaria“ als „H2-Gütesiegel“ ist weder mehr etwas zu hören noch zu spüren. Aber jetzt kommt der Chef-Freiwähler von einem Gespräch mit Roy Cooper, dem Gouverneur von North Carolina zurück und verkündet – wie einst nach von ihm erwähnten erfolgreichen Gesprächen in Russland: „Die USA könnten gleichzeitig ein wichtiger Exporteur von grünem Wasserstoff nach Deutschland und Bayern werden. Ich sehe hier ein großes Potenzial.“
Ein großes H2-Potenzial haben die USA sicherlich – aber zuerst brauchen sie es für die Deckung des Energieverbrauchs im eigenen Land. So wie wir hierzulande dringend darum kämpfen sollten, die eigene Versorgung mit erneuerbaren Strom sicherzustellen. Und den Überschuss – wenn denn endlich welcher anfällt – zuerst in Batterien und danach auch in elektrolysiertem Wasserstoff zu speichern. Doch Minister Aiwanger verspricht lieber weiter H2-Luftblasen aus der großen weiten Welt.